Samstag, 9. November 2013

Was willst du erreichen und wozu?

Wer soweit ist, dass er irgendwelche Blogs über Fitness, Bodybuilding, Powerlifting, Ernährung o.ä. ließt, der hat tendenziell ein höheres Interesse und Engagement für seinen Sport als der Durchschnitt.
Daher gehe ich davon aus, dass DU so jemand bist.

Du investierst viel in deine Leidenschaft: Zeit, Geld und vor allem Energie.
Energie, nicht nur für das anstrengende Abreißen deine Einheiten, sondern vor allem für deren Durchdenken, das Planen der Ernährung, der Pausen und der Vereinbarkeit all dessen mit deinen sonstigen Aktivitäten. Es kostet Energie NEIN zu sagen zu ständigem Feiern, zu ungesundem Essen und all den anderen Kleinigkeiten, die für den Durchschnittsmenschen alltäglich sind, dich aber auf deinem Weg aufhalten oder von ihm abbringen.





Auf deinem Weg WOHIN?
Wie oft hast du dich gefragt, wofür du all diese Dinge in Kauf nimmst und wofür du trainierst?
Und vor allem: Hast du dir jemals selbst ehrlich geantwortet?
Weißt du, wohin dein Weg führt oder bist du einfach ein Schwimmer, der ohne nachzudenken aufs offene Meer schwimmt und irgendwann das Ufer aus den Augen verloren hat, sodass er nicht mehr zurück kann?

Jetzt kommt ein Punkt, an dem es für mich ein bisschen peinlich wird:
Bis vor kurzem war ich so ein Schwimmer.
Ich habe trainiert, mich diszipliniert ernährt und auf Alkohol etc. größtenteils verzichtet. Und wofür?
Meine Antwort auf die Frage war immer: Um MIR zu gefallen.

Das hört sich doch garnicht so schlecht an, oder?
Immerhin besser, als um anderen zu gefallen, nicht?

Klar, es ist immer besser, einen so aufwendigen Weg aus eigenem Antrieb zu gehen. Aber ist allein eine Optik, die dem eigenen Schönheitsideal (oder im schlechteren Fall: dem Ideal Anderer) entspricht, so viel Aufwand wert?
Abfällig lachen die Leute darüber, wenn sich jemand so etwas wie „Sixpack-Implantate“ einpflanzen lässt. Weil es nicht „echt“ ist.

Doch wenn man ehrlich zu sich selbst ist: Was ist besser daran, sich einen Sixpack anzutrainieren und zu –ernähren, wenn man ihn sowieso nur zum gut Aussehen braucht?
Ist es nicht der reine Neid, der aus denen spricht, die über Derartiges lachen? Weil Sie nicht die nötigen finanziellen Mittel haben, eine derartige Operation vornehmen zu lassen?

Und jetzt bin ich an dem Punkt des Artikels angekommen, an dem ich große Gefahr laufe, falsch verstanden zu werden.
Ich stelle hiermit klar, dass ich definitiv nicht der Meinung bin, dass Implantate etwas Gutes sind oder dass es nicht auch wichtig wäre, dass sich die Optik durch all die Strapazen zum Positiven verändert – aber die Betonung liegt hier auf „auch“!

Worauf ich hinaus möchte ist Folgendes: Ist es nicht sehr hohl und oberflächlich, für ein besseres Aussehen so viel zu investieren? Zeigt das nicht einfach nur Unsicherheit und Minderwertigkeitskomplexe?
Sein wir doch mal ehrlich: Um bezüglich des Aussehens weit über dem Durchschnitt zu sein, würde es bei den Meisten vollkommen ausreichen, 2 bis 3 mal die Woche zu trainieren, entspannte 100-150 g Protein am Tag zuzuführen und dabei nicht zu viel und nicht zu wenig zu essen.

Wieso machen aber so viele von uns – ich eingeschlossen – so viel mehr?
Ich bin der Meinung, dass ein anderes Ziel als nur das Aussehen dafür verantwortlich sein sollte und hoffe, dass dies auch bei vielen unterbewusst der Fall ist.
Zum Beispiel Spaß durch Fortschritte beim Training oder einfach nur generell Spaß am Training.
Ich zum Beispiel freue mich richtig auf jede einzelne Einheit. Und auch wenn ich mal nicht steigere habe ich Spaß und bin danach entspannt – letzteres natürlich geistig.
Doch auf Dauer müssen Steigerungen her, und dafür sind Rahmenbedingungen wie gute Ernährung erforderlich.

Aber damit – und keine Angst vor der BWL-Sprache – das Kosten-Nutzen Verhältnis in einem sinnvollem Rahmen ist, gehört für mich ein bisschen mehr dazu als ein paar Steigerungen bei ein paar eingefahrenen Bewegungsabläufen.

Nun komme ich endlich zum Punkt: Das – wenn vielleicht auch nur vorläufige – Ziel, das ich für mich gesetzt habe und anstrebe.
Ich möchte mehr erreichen, als nur gute Kraftwerte bei ein paar Übungen und eine gute Physis.

Im folgenden, letzten Abschnitt des Artikels fasse ich den Sinn des Ganzen unter 2 Punkten zusammen.

1.: Ich trainiere schwierige Bewegungsabläufe, die das zentrale Nervensystem stark belasten und daher mit sehr viel mehr Willensstärke angegangen werden müssen, als erforderlich ist, trotz „brennendem“ Muskel weiter zu trainieren. Funktionales Krafttraining. Dadurch verbessere ich meine Kraft, Kondition und vor allem das Körpergefühl ohne dabei allzu viel an Beweglichkeit einzubüßen. Sowohl die körperliche als auch die mentale Belastbarkeit steigern sich dadurch signifikant. Vor allem Letztere wird hier meiner Überzeugung nach wesentlich besser geschult als im klassischen Bodybuilding.
Zwar sind auch Isolationsübungen in meinen Plänen zu finden, aber die kommen zum Schluss und sind Nebensache, denn außer die Proportionen und somit das Aussehen zu verbessern haben sie keinen Sinn.
Zusammenfassend sind meine in Punkt 1 enthaltenen Ziele also: absolute Kraft, Stabilität, bessere Nerven und besseres Aussehen.



Der folgende Punkt ist für mich allerdings viel wichtiger!

2.: Für mich sind Training und Ernährung der Schlüssel zu etwas viel Größerem – zu einer Version von mir selbst, die diszipliniert in sämtlichen Lebensbereichen ist.

Seit ich „Hardcore-Ernährungsformen“ wie Carb-Backloading, Dirty Diet (1.2) oder IF praktiziere, hat sich mein gesamter Lebenswandel stark verändert.
Ich bin besser in der Uni, lerne disziplinierter und schaue ständig, wie und was ich verbessern kann – in allen Lebensbereichen.

Das Training und alle mit dem Lifestyle eines Leistungssportlers verbundenen Restriktionen und Einschränkungen sind für mich letztendlich ein Instrument zur Erreichung meiner Ziele auf vielen anderen Ebenen und zu einer besseren Version von mir selbst.


EDIT: Ich füge vorsichtshalber hinzu: Ich bin nicht der Meinung, dass meine Ziele die einzig richtigen sind. Vielleicht kommen sie mir bald sogar selbst vollkommen schwachsinnig vor, denn schließlich ist "sich mit einer Version von sich identifizieren" nichts anderes als sein Ego auf den Eigenschaften der entsprechenden Version von sich aufzubauen. Das langfristige Bestreben der Handlungen sollte aber keinesfalls darauf ausgerichtet sein, ein starkes Ego aufzubauen, sondern viel mehr darauf, zu sich selbst zu finden.
Da dies aber eine Thematik ist, die ganze Bücher und Foren füllt und ich auf dem Gebiet noch keine überdurchschnittliche Kompetenz habe, verweise ich für die Interessierten auf folgenden Artikel zum Einstieg:
Ego - das falsche Zentrum
Sollte dies dein Interesse geweckt haben, empfehle ich dir noch das Buch "Eine neue Erde" von Eckhart Tolle zu lesen.

Wozu aber dann überhaupt der Artikel?
Das Ganze soll dich dazu bringen, einfach mal kurz nachdzudenken, warum du trainierst.
Was dabei rauskommt, wird bei jedem anders sein. Vielleicht wird der Eine oder Andere feststellen, dass er nur wegen des "gesellschaftlichen Drucks gut auszusehen" aktiv ist, der Andere wiederum fühlt sich gesünder und profitiert sehr stark von der erhöhten Leistungsfähigkeit.
Egal was rauskommt, wenn du dir hiernach klarer bist, wohin dein Weg führen soll, hat der Artikel seinen Zweck erfüllt.

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